Zur Geschichte

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Brunnen. – Es war 1812 eine ziemlich andere Welt. Die Schweiz stand unter Frankreichs Knute, Napoleons Russland-Feldzug war im Gange. Es gab in Brunnen keine Wasserversorgung, keine Elektrizität, keine Bahnen, nicht einmal Dampfschiffe, und auch die heutige Schweiz gabs nicht. Brunnen war ein verschlafenes Dorf, als der gelernte Herrenschneider Josef Leonhard Auf der Maur (1785-1840) hinter der Dorfkapelle Brunnen in einem kleinen Tätschhusli ein eigenes Geschäft eröffnete. Auf der Maur war damals 27-jährig, hatte die Lehr und Wanderjahre hinter sich und wagte nun einen eigenen Betrieb. Auf der Maur stammte von einer Familie ab, die im «Sand» in Ingenbohl ihren Bauernbetrieb führte.

Auf der Maur hatte Erfolg, das Geschäft kam gut in Schwung und eines der sechs Kinder, Leonhard Auf der Maur (1814-1888), konnte darum den Betrieb auf guter Basis weiterführen. Er belieferte eine ganze Region und hatte sich für seine Verkaufstouren bei der Kundschaft in Uri sogar ein Attest der Kantonspolizei Schwyz ausstellen lassen, wonach er «der beste Schneidermeister dahier» sei und «von sämtlichen Meistern die grösste Kundschaft» besitze. Die weitere Expansion kam eine Generation später. Schneidermeister Karl Auf der Maur (1842-1921) war unternehmerisch begabt und konnte wohl auch vom nun stark einsetzenden Tourismus profitieren. 1888 riss er das kleine Tätschhüsli ab und baute an dieser Stelle im bürgerlichen Stil die beiden heutigen Häuser Jauch und Klee (Gersauerstrasse 2 und 4). Karl Auf der Maur war auch Kapellvogt, Gemeinderat und Mitbegründer der Musikgesellschaft Brunnen.

Sein Vorbild wirkte offensichtlich, denn auch sein ältester Sohn Josef Auf der Maur (1874-1944) trat in die Fussstapfen. Er sorgte, bewusst oder unbewusst, für den heutigen Zusatznamen der Familie. Um die damals massgebende Herrenmode im klassischen England zu erfahren, war ein Aufenthalt in London für Massschneider üblich. Als die Heimatliebe über die Lernbegierde siegte, kehrte Auf der Maur wieder in sein Brunnen zurück, wo er sich vor den Heimathockern über seine erworbenen Englischkenntnisse ausweisen musste oder wollte. Aus dem «please» wurde so der liebevolle Übernahme «ds Plysse».

Die Familientradition führte in der fünften Generation weiter über Anton Auf der Maur (1911-1999), eine liebenswürdige und humorvolle Figur im Brunner Dorfleben und Schneidermeister nach altem Schrot und Korn. Und heute ist es Anton «Toni» Auf der Maur, der in sechster Generation das Geschäft ausbaut, erneuert und in den 200. Geburtstag geführt hat. Toni Auf der Maur hat am 10. November 1972, also heute vor 40 Jahren, den damaligen «Mens Shop Mr. Plyss» eröffnet, eigentlich die erste Herren-Boutique der Region. 1985 wurde nach einem Brandfall das Elternhaus abgebrochen und ein neues Geschäftshaus erstellt, mit «Mr. Plyss fashion» im Erdgeschoss. 1987 wurde «Mr. Plyss jeans» eröffnet. Heute finden sich bei «Plyss» einerseits die bekanntesten Labels und Trends der ganzen Modewelt, ebenso aber hervorragende Beratung und unverändert das handwerklich perfekte Können bei Anpassungen, Änderungen oder Sonderwünschen. Und das alles für einen breiten Kundenstamm aus der ganzen Region und auch aus anderen Kantonen.

Über 200 Jahre – eine grosse Rarität

Die Schneidermeister-Dynastie der Auf der Maur ist eine absolute Rarität, vermutlich für den ganzen Kanton. Man wird schwerlich einen Betrieb finden, der über 200 Jahre von der gleichen Familie, immer im gleichen Beruf, im gleichen Meisterhandwerk und am gleichen Standort geführt worden ist. Geändert haben einzig der Zeit und der Mode gehorchend die Anschriften: die erste Schneiderei wurde zur Massschneiderei, dann mit Tuchhandlung, Mercerie, Bonneterie ergänzt, dann gab den vornehmen Marchand-Tailleur, später das Tuch und Massgeschäft und schliesslich die heutigen «Plyss» Boutiquen.

Erstes Geschäft von Herrenschneider Josef Leonhard Auf der Maur 1812
Anton und Hildegard Auf der Maur
2012 das grosse Fest 200 Jahre Schneidermeister-Dynastie

VON KOPF BIS FUSS IN LIEBE GEHÜLLT – DENN DAS IST DAS EINZIGE LABEL, DAS NIE AUS DER MODE KOMMT.

– CARRIE BRADSHAW

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